Pferdezucht wird schwieriger

Holsteiner-Züchter Harm Thormählen spricht über die anhaltende Krise auf dem Markt / Qualität sichert das Überleben

Fordert mehr Qualität in der Zucht: Harm und Ingela Thormählen mit ihrer Stute Fein Cera, die unter anderem mit Olympiagold dekoriert ist und bei Weltmeisterschaft en erfolgreich war.Reimers

Kollmar Harm Thormählen (72) genießt einen guten Ruf als Züchter von Holsteiner-Pferden. Prominente wie Prinzessin Haya von Jordanien kaufen bei ihm Pferde. Der neue Europameister im Springreiten, Peder Fredricsson, ist ein Freund, der in jungen Jahren ein Jahr auf seinem Hof das Reiten lernte.

Trotz aller hervorragenden Kontakte ging auch an Harm Thormählen nicht die Krise in der Pferdezucht vorbei, die durch die weltweite Finanzkrise ausgelöst wurde. „Heute haben wir 100 Pferde“, sagt der Züchter. Vorher waren es noch 200. „Als die Krise mit Lehmann Brothers 2008 kam, stand das Telefon bei uns still“, sagt Thormählen zu den Auswirkungen auf den Handel mit Pferden. „Unser Hauptmarkt war außerhalb Europas.“ Auch 2009 war es nicht besser. Die Geschäfte liefen allgemein schlecht, die Kosten waren aber gleich geblieben. So auch beim Personal. Harm Thormählen verkleinerte den Betrieb. „Ich habe die besten Stuten behalten.“ Der Rest wurde verkauft. „Wir überleben durch Qualität“, sagt er auch im Namen seiner Frau Ingela.

Die Pferdezucht habe sich grundsätzlich geändert. „90 Prozent der landwirtschaftlichen Pferdezucht hat aufgehört, weil damit kein Geld zu verdienen ist.“ Die Landwirtschaft sei arbeitsintensiver geworden, da sei keine Zeit für Pferde. „Es war für viele auch ein teures Hobby.“ Fohlen zu verkaufen, bringe wenig Geld. Pferde ausbilden zu lassen, sei teuer.

Die Krise hat angehalten. Nach einer Statistik von vor zwei Jahren gab es in Schleswig-Holstein nur 2500 Geburten von Fohlen, davor sei die Zahl doppelt so hoch gewesen. Bundesweit habe es 25 000 Fohlen geben, vorher waren es 50 000. Auf der anderen Seite gäbe es 27 000 neu eingetragene Turnierpferde. „Es gibt nicht mehr genug Pferde für die Reiter an der Basis.“ In den Ostblockländern sei der Markt noch viel stärker eingebrochen. Den Trabermarkt bezeichnet er als „pleite“, dem Galoppsport brechen die Sponsoren weg.

Er als Züchter sieht die Zukunft in der Qualität. „Wir müssen spezieller züchten. Schnellere, intelligentere, feinfühlige und kampfbereite Pferde.“ Und ihm ist wichtig, dass Pferde weiterhin bei Olympia dabei sind. „Noch besteht keine Gefahr, doch der saubere, faire Sport muss beibehalten bleiben.“

Eines seiner berühmtesten Pferde – Fein Cera – war das beste Springpferd bei der Weltmeisterschaft 2002 in Jerez (Spanien). Heute ist die Stute 26 Jahre alt und genießt ihren Ruhestand auf der Koppel. Den Grundstein für die Pferdezucht legte in den 60er Jahren sein Vater Rheder Thormählen. Er züchtete für den internationalen Springsport. Harm Thormählen wurde Pferdewirtschaftsmeister und übernahm den Hof, der seit 1561 im Besitz der Familie ist, 1973. Noch heute schwärmt er von seiner Jugendzeit, als er bei Alwin Schockemöhle reiten durfte. Der Hof in der Marsch ist geprägt durch ansprechende Ställe und die Reitanlage. Mit dem Neffen Philipp Baumgart steht der Nachfolger fest, er arbeitet bereits mit. Ans Aufhören denkt Thormählen trotz aller Krisen auf dem Markt nicht. „Ich mache weiter“, sagt er. Christine Reimers

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