Mal hart, mal zart: 7 Fakten zum Pferdehuf

von Anke Rottmann

21. September 2021

Foto: Rottmann Photography (Symbolfoto)

Der Pferdehuf ist wie unsere Füße. Er braucht Pflege und Beachtung, damit er Pferde durchs Leben tragen kann. pferde.de nennt 7 wichtige Fakten zu den „nachwachsenden Schuhen“, die Du kennen solltest.

Sie haben schwer zu tragen, schließlich lastet auf den Hufen das gesamte Pferdegewicht. Dafür muss der Pferdehuf stabil sein. Doch die Hufe haben noch viel mehr Aufgaben…

1. Von wegen hart

Du denkst Hufe sind hart? Irrtum! Er besteht aus verschiedenen Strukturen, die mal hart und mal zart sind. Genauer: Elastisch. Und das ergibt durchaus Sinn: So kann sich der Huf beim Auftreten „verformen“.

Dadurch ist der so genannte Hufmechanismus überhaupt erst möglich: Beim Aufsetzen des Hufes wird der vordere Kronbeinrand nach hinten unten gezogen und die Ballen werden auseinander gedrückt.

Wird der Huf entlastet, zieht sich der Ballen wieder zusammen. Dieser Mechanismus sorgt unter anderem für einen wichtigen Effekt: Er fängt nämlich Erschütterungen ab und wirkt dadurch wie ein Stoßdämpfer.

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2. Jeder Schritt wird ertastet

Tatsächlich sind Hufe für Pferde ein wichtiger „Sinn“: Treten sie auf, bekommt der Strahl direkten Kontakt zum Boden. Der nimmt Informationen über Bodenbeschaffenheit auf und gibt sie Richtung Sohlenlederhaut weiter. Dort sind Nervenenden, die alle Infos über Unebenheiten dem Kronwulst übermitteln. Die Folge: Sehnen und Bänder werden gestützt – das soll ein Umknicken der Gelenke verhindern. Dabei ist der Huf so „sensibel“, dass ein Pferd genau spürt, wo die Unebenheit ist – vorne, hinten, links oder rechts.

3. Pferdehuf – vier zusätzliche Herzen

Mit jedem Schritt unterstützt das Pferd eine gut funktionierende Durchblutung. Möglich machen das die Hufe, die deshalb auch als vier zusätzliche Herzen des Pferdes genannt werden.  Denn: Belastet Dein Pferd den Huf, wird das Blut darin zurück in Richtung Herz gedrückt. Hebt es den Huf, wird durch das Zusammenziehen der Ballen ein Saugeffekt ausgelöst.  Das sorgt nicht nur für eine gute Durchblutung der Hufe, sondern wirkt auch auf den gesamten Blutkreislauf. Dazu werden so auch mit jedem Schritt Nährstoffe durch den Pferdekörper transportiert.

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4. Regelmäßige Pediküre, bitte!

Die Hornwand des Pferdehufs wächst etwa einen Zentimeter im Monat. Auch Sohlen-, Lamellen- und Strahlhorn wachsen nach. Damit der Huf in Form bleibt, muss das Horn regelmäßig bearbeitet werden. In welchen Abständen der Schmied oder Hufexperte Dein Pferd besuchen sollte, hängt von mehreren Faktoren ab – zum Beispiel dem Hornwachstum und wie stark die Hufe genutzt werden.

Bei beschlagenen Pferden sollte im Schnitt alle sechs bis acht Wochen der Beschlag gewechselt werden. Und auch Barhufer, die im Offenstall leben, brauchen regelmäßige Pediküre. Einige Hufexperten kommen im Sommer alle sechs Wochen, im Winter alle acht Wochen. Der Grund: In der kalten Jahreszeit wächst der Huf langsamer.

Die Pediküre dient nicht nur der Schönheit, sondern auch der Gesundheit. Bei Hufkrankheiten, wie zum Beispiel der Hufrehe, kann dazu ein therapeutischer Beschlag helfen.

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5. Zehenwinkel – die richtige Stellung für den Pferdehuf

Kaum zu glauben, aber es gibt Fachliteratur, die Normmaße für den Pferdhuf definiert. Dazu gehört auch der so genannte Zehenwinkel. So sollen Vorderhufe einen Zehenwinkel von 45 Grad haben, Hinterhufe einen von 55 Grad. Nur: Diese Norm erfüllen die wenigsten Pferdehufe. Tatsächlich können auch Abweichungen bis zu 15 Grad okay sein. Hier entscheidet nämlich nicht die Fachliteratur, sondern der Einzelfall. Dabei ist zum Beispiel wichtig, dass der Winkel des Hufs mit dem der Fessel übereinstimmt.

6. Huffett, Huföl – oder Wasser?

Diese Frage beantworten die viele Experten eindeutig mit „Wasser marsch!“ Der Grund: Egal, ob Huffett oder Huföl – das Fetten bildet einen Film auf der Hornkapsel, der das Eindringen von Feuchtigkeit verhindert. Und das ist fatal, denn das Hufhorn braucht für seine Elastizität Feuchtigkeit. Heißt: Wenn Du die Hufe Deines Pferdes ständig fettest, kann im schlimmsten Fall sogar die Hornkapsel austrocknen. Mit Wasser kann der Huf dagegen nicht nur gereinigt werden, sondern auch wichtige Feuchtigkeit aufnehmen.

Wenn Du auf Fett nicht verzichten möchtest: Vorher solltest Du die Hufe mit neutraler Seife waschen, trocknen lassen und danach fetten. Und: Einmal die Woche reicht vollkommen.

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7. Hygiene für einen starken Pferdehuf

Für gesunde Hufe ist vor allem eins wichtig: eine gute Stallhygiene, Heißt: Die Boxen müssen sauber sein, die Einstreu gut. Dazu entscheidet auch das Futter über die Hufqualität. Für gutes Hufhorn brauchen Pferde eine gute und nährstoffreiche Fütterung. So ist zum Beispiel das  Vitamin Biotin wichtig für die Bildung von Keratin, es unterstützt den Verhornungsprozess. Festigkeit und Stabilität werden durch Mineralstoffe wie Zink, Mangan, Kupfer, Eisen, Schwefel, Silizium und Calcium gefördert.

Hilft bei Hufproblemen eine Zufütterung von Biotin? Tatsächlich gibt es Studien, nach denen so die Hornqualität verbessert und spröden und rissigen Hufen vorgebeugt wird. Doch wie wirksam dieser Effekt ist – das ist umstritten.

Wenn Du ein bisschen mehr für die Hufe tun möchtest: Um das Hufwachstum zu fördern, kannst Du mit einer weichen Zahnbürste Kronrand und Ballen regelmäßig mit Lorbeeröl massieren. Das fördert auch die Durchblutung.